Einsatzübung mit E-Auto

Sind Elektroautos bei einem Verkehrsunfall gefährlicher als Verbrenner-Autos? In der Theorie birgt ein Elektroauto neue bzw. andere Gefahrenpotentiale. Wie relevant die in der Praxis dann wirklich sein werden, kann heute noch niemand mit Gewissheit sagen. Das wird erst die Zukunft zeigen. Um in der Feuerwehr auch auf den schlimmsten Fall vorbereite zu sein, haben wir zu Übungszwecken ein Worst-Case-Szenario an der Kreuzung nach Altenberg aufgebaut. Angenommen wurde ein Verkehrsunfall bei winterlichen Bedingungen mit gleich drei PKWs. Für die zuerst eintreffenden Kräfte heißt das zunächst die Lage überblicken: Schon auf der Anfahrt fällt der PKW in Vollbrand auf. Daraufhin lässt der Gruppenführer noch auf der Anfahrt einen ersten Trupp mit Atemschutz ausrüsten und gibt der Mannschaft entsprechende Befehle, wie bei jedem klassischen PKW-Brand. Routine für jede Feuerwehr.

Doch das war nur ein Ablenkungsmanöver. Während an der Einsatzstelle der Löschangriff aufgebaut wird, entdeckt der Gruppenführer ein weiteres Auto. Bedrohlich nah am Abrutschen in das tiefer gelegene Flussbett, steht es unscheinbar und ohne große äußere Beschädigungen an der Straßenböschung. Ein Aufkleber an der Seite „E-Auto“ und eine Nebelmaschine im Kofferraum, die das Heck in leichte Rauchschwaden hüllt, lässt aber eigentlich nur ein Schluss zu: Es droht ein sogenannter Thermal-Runaway, also ein sich selbst verstärkendes, thermisches Durchgehen der Antriebsbatterie. Dabei führt ein Kurzschluss in der Batterie dazu, dass ein Brand in einer Zelle entsteht und sich nach und nach auf alle Batteriezellen ausweitet. Solch ein Kurzschluss kann durch ein Konstruktions- bzw. Produktionsfehler entstehen, oder wie in unserem Fall hier, durch mechanische Beschädigungen.

Für unsere Einsatzkräfte heißt das jetzt: Umdisponieren. Der brennende PKW wird zur Nebensache, das E-Auto rückt in den Vordergrund. Zwar schreitet das Feuer in der Batterie nur sehr langsam voran, da es in einem Gehäuse eingeschlossen ist und ihm nicht genug Sauerstoff zur Verfügung steht, doch die entweichenden Gase sind – wie bei jedem PKW-Brand – gesundheitsgefährdend. Daher muss ab jetzt die Absicherung des PKW gegen Abrutschen und die Rettung der Insassen unter Atemschutz erfolgen. Die Gefährdung gilt auch für die Insassen, weshalb ein großer Lüfter zum Einsatz kommt. Dieser sorgt für rauchfreie Bedingungen für die Insassen und unsere Einsatzkräfte.

Zum allen Überfluss war da noch der dritte PKW. Leicht versteckt im Gebüsch stand er auf der Seite liegend vor einem Baum. Diesmal wieder ein „normales“ Auto, dafür war der Fahrer recht schwer zu erreichen. Neben der Absicherung des Autos gegen umkippen mit unserem sogenannten StabFast-System, wurde die Rettungsplatform aufgebaut. So konnten wir gut an die nun oben liegende Beifahrerseite gelangen. Über die Beifahrertüre konnte schließlich auch dieser Patient gerettet werden.

Zum Abschluss möchten wir noch den Statisten und der Familie Fischer aus Niedersteinach für ihre Unterstützung danken.